Titelbild Marktflecken Villmar

„Helferkreis Villmar“ macht Druck

Treffpunkt und Kleiderkammer sollen Begegnungsräume schaffen

Villmar (jw). Auf 42 aktive Helfer hat sich der Flüchtlingskreis Villmar inzwischen verdreifacht. Mit der Einrichtung einer vorübergehenden Gemeinschaftsunterkunft im alten REWE-Markt sind vielfältige Aufgaben hinzukommen, auch Probleme entstanden. Um sie zu bewältigen wird auch eine Vereinsgründung überlegt.

Dies ist auch das Ergebnis eines Treffens mit den Verantwortlichen der im Auftrag des Kreises zuständigen GAB (Gesellschaft für Ausbildung und Beschäftigung), Limburg, Jutta Gabriel und Sozialarbeiter Meysam Ehtemai sowie Bürgermeister Arnold-Richard Lenz. Paul Arthen und Jürgen Weil moderierten die zweistündige Veranstaltung im Gasthaus „Zum Rathauseck“. Schnell wird klar: Dringend nötig sind schnelle Entscheidungen über die Einrichtung eines Treffpunktes außerhalb des für Besucher nicht zugänglichen Schutzraumes, mit Begegnungscafè und Spielmöglichkeiten für Kinder, mit abwechslungsreichen Angeboten für die Bewohner. Ein aufgestellter unbeheizter Container ohne Strom erscheint völlig ungeeignet, könnte aber sinnvoll von Flüchtlingen genutzt werden, von denen manche durchaus bis zu sechs Wochen vor Ort sind, bevor sie in dezentrale Unterkünfte kommen. Vor allem muss eine Kleiderkammer gefunden werden mit passenden Regalen zum sinnvollen Ordnen der zahlreichen Spenden. Helfer werden angebotene Räumlichkeiten begutachten.

Viel wird bereits improvisiert, Astrid Schwenk-Schmidt, Susanne Kremer und Bärbel Schäfer beschäftigen einmal die Woche unter dem Dach des TV Villmar und seiner Turnhalle Kinder mit Sportangeboten, ein syrischer Sportlehrer ist dabei und dolmetscht. Dies bietet auch Said Salah an, ein bereits gut Deutsch sprechender Somalier mit Aufenthaltsstatus, der eine feste Unterkunft mit seiner Familie in Villmar hat. Meysam Ehtemai gibt auch schon mal gezielt Kleidungsstücke an Bedürftige weiter. Er kündigt an, dass ein Hofteil des abgesperrten alten Parkplatzes für den öffentlichen Zugang und damit für mehr Begegnungsmöglichkeiten abgetrennt wird. Die Kommune unterstützt bereits über den Bauhof Transport und Lagerung von Materialien. Sie bietet jetzt auch Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge mit einem grünen Ausweis an, die arbeiten dürfen und sich so auch sinnvoll einbringen und erproben können.

Viele Ehrenamtler betonen in einer Vorstellungsrunde, dass sie darauf warten eingesetzt zu werden. Darunter Lehrer für ersten Deutschunterricht, Kontaktpersonen zu Sportvereinen, Begleiter zu Behörden, Übersetzer, Erzieherinnen, die mit Kindern spielen und arbeiten wollen. Eine Gruppe um Claudia Deuster und Beate Heimerl wird die zukünftige Kleiderausgabe organisieren. Ein zu gründender Verein könnte als Mieter von Räumlichkeiten auftreten und Spenden generieren. Spontan sagt Bürgermeister Lenz zu, sich um finanzielle Unterstützung durch die Kommune zu bemühen. Allerdings erwarten die Versammlungsteilnehmer, dass die Gemeinde als Mieter auftritt, wie das die Stadt Weilburg für seinen Treffpunkt macht. Alle Versicherungsprobleme wären gelöst und würden keine zusätzlichen Kosten verursachen. Elfriede Muth und Denise Görke werden kirchliche Gremien um weitere Unterstützung ansprechen. Es bleibt unklar, ob nicht auch Gelder von Land, Regierungspräsidium, dem Träger der GAB und dem Kreis erwartet werden können.

Die GAB-Vertreter stellen sich kritischen Fragen, die der alte Helferkreis um Angelika Guidry schriftlich vorbereitet hat: Die Duschen in den Spezialcontainern funktionieren nicht, schichtweise müssen sich 170 Bewohner seit 14 Tagen in drei Duschen waschen. Antwort: Eine Reparatur durch Hausmeister oder Fachleute der GAB war nicht möglich, es sollen in Kürze zwei neue Container mit je sechs Duschen kommen, die Fachfirmen sind überlastet. Helmut Hübinger, Fabian Eigenbrodt, Linda Hetzer und Claudia Stein bieten Hilfe an und wollen sich um kurzfristige, improvisierte Lösungen kümmern. Müll liegt überall auf dem Gelände. Antwort: Die Mülltonnen sind zu klein, größere sind bestellt. Über kürzere Abholzeiten wird nachgedacht. Wie steht es um die Sauberkeit insgesamt? Antwort: Eine Fachfirma reinigt täglich die Räumlichkeiten und holt regelmäßig die Bettwäsche ab, die Flüchtlinge waschen ihre Kleidung selbst in aufgestellten Waschmaschinen. Wie oft ist Sozialarbeiter Ehtemai vor Ort? Antwort: Mindestens zweimal pro Woche, auch um Post persönlich zuzustellen. Er komme bei Problemen sofort und sei immer in seinem Limburger Büro oder per Handy erreichbar und werde auch durch das Security-Personal eingeschaltet.

Jutta Gabriel sagt zu, bei allen, auch technischen Fragen, für entsprechende Weiterleitung zu sorgen. Sie bittet um Verständnis dafür, dass ihre Behörde unter hohem Belastungsdruck arbeite. Man könne auch stolz sein, dass mittlerweile 91 anerkannte Flüchtlinge in Wohneinheiten der Großgemeinde Villmar untergebracht seien und sich integrierten. Ihre Kinder könnten jetzt z. B. Kindergärten und Schulen besuchen. Auch Arnold-Richard Lenz sieht diesen Zuzug als Chance angesichts des demografischen Wandels. Besonders eindringlich bedankt er sich für das erkennbar große Engagement des Villmarer Helferkreises. Meysam Ehtemai bedankt sich für die zahlreichen Vorschläge. „Wir brauchen Sie für die riesige gemeinsame Aufgabe, halten Sie mich auf dem Laufenden.“ Der Helferkreis hat sich vernetzt, um sich schnell für die anstehenden Aufgaben verabreden zu können. Markus Kriegel gibt Informationen über eine Facebook-Seite weiter, die bereits tausendfach angeklickt wurde. Regelmäßige Planungstreffen für alle finden jeden dritten Dienstag im Monat statt, das nächste am 16.2.2016  um 19.30 Uhr im „Rathauseck“.