Das kürzlich stattgefundene Unwetter im tschechischen Adlergebirge und damit betroffen auch die Villmarer Partnerstadt Králíky/Grulich, hatte seine Auswirkungen bis in unsere Heimatregion.
So musste der Partnerschaftsverein das geplante Programm seiner Besuchsreise nach Králíky sehr kurzfristig ändern, denn am Vorabend der Abreise ereilte die Villmarer die Nachricht vom voraussichtlichen Ausmaß des Unwetters – von Katastrophe etwa den Jahren 1997 und 2002 ähnlich - war sogar die Rede.
Schweren Herzens riet deshalb der Vorsitzende des dortigen Partnerschaftsvereins, Dušan Krabec, auch in Absprache mit Bürgermeister Václav Kubín von einer Anreise ab. Králíky sei unter diesen Umständen eventuell zu erreichen, ob die Rückreise wie vorgesehen angetreten werden könne, stehe jedoch auf einem anderen Blatt. Im Nachhinein betrachtet, traf diese Prognose voll ins Schwarze: Sind in Králíky selbst kaum Schäden entstanden, kommen aus den umliegenden Stadtteilen und Dörfern Schadensmeldungen größeren Ausmaßes. Brücken sind zerstört, Dorf- und Landstraßen unterspült und zahlreiche Häuser in Mitleidenschaft gezogen.
Die fälligen 90 Prozent Stornogebühren bei einer so kurzfristigen Absage der Reise erschien der 25-köpfigen Reisegruppe als nicht tragbar, und so ging man das vorgesehene Programm mit der Zwischenübernachtung in Leipzig trotz allem doch an. Unterwegs wurde nach Plan-Alternativen gesucht und schließlich auch gefunden. Gemeinsam mit dem Busunternehmen konnte der als Reiseleiter fungierende Ehrenvorsitzende Wolfgang Friedrich das für die Zwischenübernachtung ausgesuchte Hotel in Leipzig noch für weitere vier Nächte – die eigentlich in Králíky verbracht werden sollten - buchen.
Bei einer ausgezeichneten Stadtführung, die mit dem Bus und zu Fuß absolviert wurde, wurden der Reisegruppe schon viele Sehenswürdigkeiten einer wunderschönen Stadt gezeigt. Auf eigene Faust erkundeten die Villmarer in den nächsten Tagen die Stadt. Besucht wurden hierbei unter anderen das Völkerschlacht-Denkmal, die Nikolaikirche, das Gewandhaus und der Zoologische Garten. Alle Museen und Sehenswürdigkeiten aufzuzählen ist an dieser Stelle unmöglich, Leipzig ist eine nochmalige Reise allemal wert. Zu einem Abendessen wurde auch in „Auerbachs Keller“ eingekehrt. Ein Höhepunkt war sicherlich der Besuch einer Motette in der Thomaskirche mit dem weltweit bekannten Thomaner-Knabenchor, der in einer mehr als 800-jährigen Chortradition steht. Kurzfristig gelang noch die Buchung einer zweistündigen Schifffahrt auf dem Markkleeberger See.
Bei einem Abstecher nach Meißen besuchte die Gruppe die Porzellan-Manufaktur. In der Schauwerkstatt konnte die filigrane Arbeit der Fertigung von allerlei Porzellan-Gegenständen bewundert werden. Der Besuch der Ausstellung führte allen vor Augen, dass die „ausgezeichneten“ Preise mit den Geldbörsen der meisten Gäste nicht kompatibel sind. So war eine - zugegeben sehr große - Vase mit 440.000 Euro ausgezeichnet. Zu Fuß oder mit einem Aufzug wurde dann der Domberg erobert. Der Dom bildet zusammen mit der Albrechtsburg, dem Bischofsschloss und der Dompropstei ein sehenswertes Gebäude-Ensemble.
Auf dem Rückweg nach Villmar wurde in der Nähe von Halle für eine Nacht Quartier bezogen. Auch in Halle stand eine Stadtführung an, der sich eine kurze Erkundung der innerstädtischen Sehenswürdigkeiten auf eigene Faust anschloss. Besonders hervorzuheben hier der Marktplatz mit der Marktkirche, dem Roten Turm mit Roland davor, dem Sinnbild der Stadtrechte und eigener Gerichtsbarkeit. Die Kirche und der Turm bilden zusammen das Wahrzeichen der Stadt, die „Fünf Türme“.
Die geplante Besichtigung der Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg – dem Zentrum des Weinanbaugebietes Saale-Unstrut - musste ausfallen, weil Rotkäppchen „überbucht“ war. Als Alternative wurde zu einer Keller-Besichtigung mit anschließender Weinprobe bei der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eingekehrt.
Einhelliges Fazit der Reiseteilnehmer: Eine von Improvisation und Alternativen geprägte und erlebnisreiche Fahrt, der nur das Sahnehäubchen fehlte: Der Besuch in Králíky/Grulich!
Bild: Ein Teil der Reisegruppe vor dem Völkerschlacht-Denkmal in Leipzig.